Neues Modell für präzisere Vorhersagen von Methanol-Wasser-Gemischen

Forschende unseres ESC Labs haben ein verbessertes Modell entwickelt, das das Verhalten von Methanol-Wasser-Gemischen genauer vorhersagt. Es integriert erstmals eine gleichzeitige Abhängigkeit von Temperatur und Druck – ein Aspekt, der in bisherigen Modellen oft vernachlässigt wurde.
ein einfacher blauer Trennstrich
Typische industrielle Destillationsanlage
Ein Trenner bestehend aus Kreisen in den sechs Lab-Farben
Warum ist das wichtig?

Methanol-Wasser-Gemische spielen in vielen Industriebereichen eine Rolle, zum Beispiel in:

  • Destillationsprozessen zur Trennung von Stoffen
  • Kraftstoffen wie Biobenzin
  • Chemischen Verfahren als Lösungsmittel oder Reaktionsmedium
  • Umwelttechnik bei der Abwasseraufbereitung

Die genaue Vorhersage des Dampf-Flüssigkeits-Gleichgewichts (VLE) ist entscheidend für die Planung solcher Prozesse. Experimentelle Messungen sind jedoch zeitaufwendig und teuer – zuverlässige Modelle sparen hier Kosten und beschleunigen Entwicklungen.

 

Die Innovation

Das neue UNIQUAC TPD (Temperature-Pressure-Dependent) nutzt eine mathematische Formulierung, bei der die sogenannten binären Wechselwirkungsparameter quadratisch von Temperatur und Druck abhängen.

Zentrale Ergebnisse
  • Nur 6 Parameter statt wie bisher 12 nötig

  • Vergleichbare Genauigkeit mit deutlich komplexeren Modellen

  • Flexibel einsetzbar in verschiedenen Druck-Temperatur-Bereichen

Bei niedrigen Methanol-Konzentrationen stimmt das Modell gut mit experimentellen Daten überein. Der Einfluss des Drucks auf die Aktivitätskoeffizienten ist gering, aber messbar. Größere Abweichungen treten nur bei hohen Temperaturen und hohen Methanolanteilen auf.

 

Laborequipment Destillation
Praktischer Nutzen
  • Einfachere Implementierung in bestehende Simulationssoftware (UNIQUAC/UNIFAC)

  • Kosteneinsparungen durch weniger Messaufwand

  • Bessere Prozessplanung für Destillation, Stofftrennung und Produktentwicklung

 

Das Modell wurde bisher nur für Methanol-Wasser-Systeme bis etwa 1 bar validiert. Zukünftige Forschung soll weitere Stoffsysteme einbeziehen und die Anwendungen auf komplexe Mehrkomponentengemische ausweiten. Zudem soll die Druckabhängigkeit noch detaillierter modelliert werden.

Fazit

Das UNIQUAC TPD-Modell zeigt, dass sich Einfachheit und Genauigkeit in der thermodynamischen Modellierung nicht ausschließen müssen. Es bietet eine praxisnahe, kosteneffiziente und präzise Lösung für die Vorhersage von Stoffgemischverhalten – mit großem Potenzial für den industriellen Einsatz.

Weitere Informationen

Kontakt

Adina Werner M.Sc.
T +49 (0) 355 69 4306
Adina.Werner(at)b-tu.de

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